Von-Oben-Herab

Von oben herab und hautnah

Einer im Anflug. Wie aus 10 000 Metern Höhe geraten schrundige Bergrücken, mäandernde Flussdeltas oder Siedlungsstrukturen in den Blick. 3 D-Modelle der Erde oder Spuren von Kometenbewegungen, Metamorphosen von Weltraumbildern und Miniaturen aus dem All – alles Topographien und durchaus nicht nur Phantasien.
Seit seinen Anfängen, seit den Broschen mit ihren von Goldblech umrahmten Räumen, die er auf der Grundlage von Palladio-Grundrissen entwickelte, hat sich Michael Becker dem Blick von oben verschrieben: von ganz oben herab, aus großer Distanz anzuschweben und riesige Landmassen in Miniaturrahmen zu fassen. Freilich so gekonnt, dass keiner auf die Idee eines kruden Verismus käme. Hier wird nicht kitschig nachgemacht, Natur verkleinert, gar verniedlicht. Im Gegenteil, die Reliefs und Faltungen, Gipfel und Täler entstehen erst wieder im Kopf des Betrachters. Das Schmuckstück, die blauen oder grauen oder grünen Steine, Lapislazuli, grauer Dolomit oder grüner Granat, sind allenfalls Katalysatoren, die Bilder in unseren Köpfen zum Leben erwecken und ihnen ein Geheimnis entlocken, das dem normalen Blick verwehrt ist.
Was für die Steine und Landschaften gilt, hat gleichermaßen Bedeutung für die Schwelle zwischen Stillstand und Bewegung.